Das Highlight auf dem ISO/IEC JTC1 SC31 Plenary 2018 war die Präsentation des JAB-Codes als zukünftiges Normungsprojekt. Dieser polychrome Matrixcode geht auf eine Initiative des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik zurück, und wurde von einem Team um Herrn Waldemar Berchtold vom Fraunhofer Institut für Sicherheit in der Informationstechnik (Fraunhofer SIT) in Darmstatt entwickelt. Der offizielle Projektvorschlag bei der SC31 wurde inzwischen vom DIN eingereicht. Der vorgeschlagene Projektleiter für das ISO/IEC JTC1 SC31 Normungsprojekt ist Herr Berchtold.
Im Unterschied zu monochromen Matrix-Codes kann durch die Verwendung von mehreren Farben mit dem JAB-Code die Informationsdichte auf ungefähr die 3-fache Dichte gesteigert werden. Mit dem vorgeschlagenen Entwurf sind zudem flexiblere Formen durch angedockte Slave-Symbole möglich. Mit den Smartphones verfügen in Deutschland 80% der Verbraucher ein Lesegerät, das von der Hardware mit Farbfotosensoren und ausreichend Rechenleistung für das Lesen von polychromen Matrixcodes geeignet ist. Weltweit sind 2018 2,6 Milliarden Smartphones als potentielle Lesegeräte für JAB-Codes im Besitz von Verbrauchern.
Der JAB-Code ist nicht der erste Versuch einen polychromen Barcode einzuführen. Den Fachleuten ist Microsofts „High Capacity Color Barcode (HCCB)“ noch in Erinnerung, der sich aus verschiedenfarbigen Dreiecken zusammensetzt. Dieser Code wurde 2007 von Microsoft eingeführt und 2015 von Microsoft „begraben“. Technisch ausgereifter ist der Ultracode, der von Clive Hohberger in circa 10-jähriger Forschungsarbeit entwickelt wurde und 2015 als AIM-Spezifikation veröffentlicht wurde. Im Verhältnis zum DataMatrix und QR-Code hat der Ultracode die doppelte Informationsdichte. Der Ultracode enthält bereits eine Referenz-Farbpalette im Symbol, so dass Effekte wie Ausbleichen vom Lesegerät in Grenzen erkannt und korrigiert werden können. Der Ultracode hat dennoch nie eine nennenswerte Verbreitung gefunden.
Von links nach rechts: DataMatrix, BCCB-Code, Ultracode, JAB-Code
Der JAB-Code verwendet ebenfalls Referenz-Farbpaletten, aber zur besseren Lesbarkeit nicht nur eine Farbpalette, sondern redundant 4-fach in entfernten Bereichen. Vom QR-Code wurden das bewährte Konzept der innenliegenden Detektions-Pattern und Rasterpattern übernommen. Dies ist robuster als das exponierte Raster außen beim DataMatrix, und erlaubt es auf eine Ruhezone um das JAB-Code Symbol zu verzichten.
Potentielle Haupt-Anwendungsgebiete für den JAB-Code sind Anwendungen mit einem Bedarf an sehr hoher Datenkapazität, sowie Anwendungen im Consumer-Bereich. Eine sehr hohe Datenkapazität bei begrenzter Fläche ist zum Beispiel für Ausweisdokumente relevant, wenn zusätzliche biometrische Daten gespeichert werden sollen. Auch andere sicherheitsrelevante zusätzliche Attribute wie digitale Signaturen nach ISO/IEC 20248 resultieren in großen Datenmengen, die „irgendwie“ im Symbol untergebracht werden müssen. Im Consumer-Bereich dürfte der JAB-Code durch seine bunten Farben und flexiblen Formen vor allem Designer der Produktverpackungen inspirieren.