Niemand braucht Normung
… solange er einsam im Urwald lebt.
Sobald mehrere Parteien zusammen arbeiten sind gemeinsame Standards unverzichtbar.
Sprachen mit gemeinsamem Verständnis der Wörter und Sätze waren die Voraussetzung für die Fortschritte der Menschheit. Erst gemeinsame Maße und Gewichte haben effiziente Arbeitsteilung und die Industrialisierung ermöglicht.
Je mehr Beteiligte involviert sind und je mehr Prozesse automatisiert werden, desto größer ist die Bedeutung von Standards.
Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um physikalische Interoperabilität, sondern immer mehr um Syntaktik und Semantik von Daten, Modellen und Qualität von Daten sowie um Prozesse und deren Schnittstellen.
Inzwischen konkurrieren nicht mehr einzelne Firmen, sondern ganze Lieferketten untereinander. Ein wesentlicher Faktor für die Effizienz dieser Lieferketten ist die Automatisierung des Material- und Datenflusses. Dabei nimmt die firmenübergreifende automatische Identifikation eine Schlüsselstellung ein.
Anpassungen von Prozessen kosten viel Zeit und Geld. Damit diese Investitionen zielgerichtet durchgeführt werden können ist es wichtig nicht nur die übliche Praxis von „heute“, sondern auch die „Standards von morgen“ zu kennen.
Darüber hinaus kann es in einigen Fällen sinnvoll sein die „Standards von morgen“ so zu zu beeinflussen, dass die Investitionen in die eigene Infrastruktur sich auszahlen.
Normungsorganisationen sind geographisch organisiert (z.B. DIN in Deutschland, CEN in Europa, ISO weltweit) oder nach Industriesektoren (z.B. Odette für Automobil oder EDIFICE für High-Tech). Für fast alle Anwendungen sind sehr viele Normungsorganisationen relevant. Die große Vielzahl teils konkurrierender Normungsorganisationen erschwert es die wirklich bedeutenden Normen zu erkennen und sich daran zu orientieren.
Die Industrie steht vor großen Herausforderungen in der Transformation zu Industrie 4.0 und dem Internet of Things. Für die dazu notwendigen Investitionen in den Ausbau der automatischen Identifikation sollten Entscheidungen nicht basierend auf Halbwissen getroffen werden, sondern auch der Rat von einem Experten für die Normen in diesem Umfeld eingeholt werden.
Nationale Normung
Vorsitzender von DIN NA 043-01-31 AA „Automatische Identifikation und Datenerfassungsverfahren“
Der Aufgabenbereich des DIN NA 043-01-31 ist die Normung von Formaten, Syntax, Strukturen und Codierung von Daten, sowie Verfahren zur Datenerfassung und Verarbeitung bei Automatischer Identifikation, vornehmlich im Einsatz für die Vorgänge in Materialfluß und Logistik. DIN NA 043-01-3 ist das nationale Spiegelgremium zu ISO/IEC JTC 1/ SC 31, Automatic Identification and Data Capture Techniques.
Highlights sind zum Beispiel:
– die Standardsierung weiterer rechteckiger Data-Matrix Größen für sehr scmale 2-Dimensionale Symbole
– DIN SPEC 16589 Informationstechnik – Automatische Identifikation und Datenerfassungsverfahren – Produkt-zu-Internet-Kommunikation Pointer to Process
Diese Spezifikation kann beim Beuth-Verlag bezogen werden.
http://www.beuth.de/de/technische-regel-entwurf/din-spec-16589/266321681
– DIN SPEC 16599 Automatische Identifikation und Datenerfassungsverfahren – Rückverfolgbarkeit
Diese Spezifikation kann beim Beuth-Verlag bezogen werden.
https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/nia/din-spec/wdc-beuth:din21:277877470
Gründungsmitglied von DIN NA 043-01-41 AA „Internet of Things“
DIN NA 043-01-41 AA „Internet of Things“ wurde als nationales Spiegelgremium zur ISO IEC JTC1 WG10 „Internet of Things gegründet“. Zuvor war diese Rolle vom DIN NA 043-01-31 AA mit übernommen worden.
Ein wesentlicher Beitrag des DIN NA 043-01-41 AA zur internationalen Normung des IoT ist die Projektleitung von Herrn Wei Wei (IBM Deutschland) für die Erstellung der Norm „ISO/IEC 30141 „Referenzarchitektur zu Internet of things (IoT RA)“.
DIN richtet auch regelmäßig internationale Konferenzen für die Normung des IoT aus.
Mitglied in DKE/AK 241.0.25 „Elektronische Produktkennzeichnung“
Dieser Ausschuss unter Vorsitz von Dr. Gerold Klotz-Engmann ist ein Unterausschus des DKE 241 „Schlagwetter- und explosionsgeschützte elektrische Betriebsmittel“ und hat u.a. an die VDE 0170-100:2019-10 „Digitale Produktkennzeichnung“ erarbeitet. Auf Basis dieser VDE 0170-100 wurde im November 2020 ein Normungsprojekt bei der IEC mit Herrn Dr. Klotz-Engmann als Projektleiter angenommen.
Mitglied in DKE/AK 311.0.10 „Datenstrukturen für drehende elektrische Maschinen nach IEC 60034“
Dieser Ausschuss unter Vorsitz von Uwe Karwel ist ein Unterausschuss des DKE/K 311 „Drehende elektrische Maschinen“. Die Datenstrukturen aus diesem Ausschuss finden sich auch als Beispiel in der VDE0170-100.
Mitglied in DKE/AK 931.0.1 „Merkmale“
Dieser Ausschuss unter Vorsitz von Dr. Klaus Dickmann ist ein Unterausschuss des DKE/K 931 Systemaspekte der Automatisierung. Von diesem Ausschuss wurde u.a. das Projekt „Identification Link – Unambiguous biunique Machine-Readable Identification“ bei der IEC als 65E/755/NP:2020-10 –
PNW/TS 65E-755 eingereicht, mit mir als Projektleiter.
DKE/K 931 Systemaspekte der Automatisierung
Europäische Normung
Mitglied in CEN TC225 „AIDC technologies“
CEN TC225 ist das Europäische Kommitee für die Standardisierung von Datenträgern für die automatische Identifikation und Datenerfassung,des dazu notwendigen Aufbaus der Datenelemente, notwendiger Test-Spezifikationen und technischer Features für sektorenübergreifende Anwendungen.
Vorsitzender von CEN TC225 WG4 „Automatic ID applications“
Innerhalb der CEN TC225 ist diese Arbeitsgruppe zuständig für Anwendungsstandards für Europa. Aktuelle Projekte sind:
- Europäische Norm prEN 17071 für ein elektronisches Typenschild (einschließlich RFID)
- Europäische Norm für die RFID-Kennzeichnung von Eisenbahn-Vehikeln
- Europäische Norm für die maschinenlesbare Kennzeichnung von Verpackungen von Fischen und Meeresfrüchten im Handel
Mitglied in CEN/TC 225/WG 01 „Optical Readable Media“
Unter „optical readable media“ sind barcodes und 2D-Codes zu verstehen. Dazu wird zunehmend nur noch mit ISO-Normen gearbeitet und die Aktivitäten in CEN TC225 WG4 sind gering.
EDIFICE ADC „Automatic Data Capture“
EDIFICE ist ein global Netzwerk für die B2B Integration in der High Tech Industrie. Edifice fördert globale standardisierte B2B Anwendungen durch die Teilung der Informationen zu Best-Practise und nimmt Einfluss auf die Entwicklung von Standards. Die EDIFICE Arbeitsgruppe ADC hat ihren Schwerpunkt auf maschinenlesbaren Kennzeichnungen in Verbindung und zur Unterstützung von B2B Prozessen.
Ich bin Ko-Autor dieser EDIFCIE ADC Richtlinien:
- GLOBAL UNIQUE IDENTIFICATION SCHEME
- OVERPACK LABEL, PRODUCT PACKAGE LABEL
- PRODUCT/PRODUCT PACKAGE LABEL IN EXTENDED SUPPLY CHAINS
- RFID WHITE PAPER
- SET LABEL
- SHIPMENT/TRANSPORT LABEL
- SYMBOLS USED ON LABELS FOR PRODUCTS AND PACKAGES.
Diese Richtlinien können unter http://wp1.edifice.org/guidelines/adc/ heruntergeladen werden.
Internationale Normung
Experten aus den DIN-Spiegelgremien können für Europäische Normen als Mitglieder für CEN benannt werden, und für internationale Normen als Mitglieder bei der ISO, sowie den gemeinsamen Ausschüssen von ISO und IEC. In desen internationalen Gremien arbeitet man and
Mitglied in ISO/IEC JTC 1/SC 31 „Automatic identification and data capture techniques“
ISO/IEC JTC 1/SC 31 normiert Datenformate, Datensyntax, Datenstrukturen, Datenkodierung und Technologien für die Verarbeitung von Automatischer Identifikation und Datenerfassung, sowie von zugehörigen Geräten für die Verwendung in industrie-übergreifenden Anwendungen, internationalem Warenverkehr und für mobile Anwendungen.
http://www.iso.org/iso/iso_technical_committee.html?commid=45332
Mitglied ISO/IEC JTC 1/SC 31/WG 2 „Data and structure“
Innerhalb der ISO/IEC JTC 1/SC 31 ist diese Arbeitsgruppe zuständig für die Syntax und Semantik von Daten. Dazu gehören zum Beispiel die „Datentransfersyntax“ für die Aufteilung von Datenpaketen in einzelne Datenelemente, oder die Definition von „Identifiern“, mit denen die Datenelementen eine Bedeutung (Semantik) zugeordnet wird.
Des Weiteren werden Anforderungen an Daten und deren Darstellung für verschiedene Anwendungen vor allem in Lieferketten definiert.
Mitglied in ISO/IEC JTC 1/SC 31/WG 4 „Radio communications“
Innerhalb der ISO/IEC JTC 1/SC 31 ist diese Arbeitsgruppe zuständig für Kennzeichnungen und Anwendungen mit RFID.
Mitglied in ISO IEC JTC1 WG10 „Internet of Things“
Dieses Kommittee vereint die Aktivitäten der ISO und der IEC zur Normierung im Bereich Internet of Things. In dieser relativ „frühen“ Phase des IoT liegt der Schwerpunkt noch auf Grundlagen, wie zum Beispiel einer Referenzarchitektur und Interoperabilität.
Ein wesentliches bisheriges Ergebnis ist die Norm „ISO/IEC CD 30141 „Referenzarchitektur zu Internet of things (IoT RA)“.